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Max Mylo erhält Camillo-Schneider-Preis 2023
Die Deutsche Dendrologische Gesellschaft zeichnet die Dissertation des Biologen zur Schadenskontrolle von Pflanzen aus
Der Biologe Dr. Max Mylo vom Exzellenzcluster „Living, Adaptive and Energy-autonomous Materials Systems“ (livMatS) hat für seine Dissertation den Camillo-Schneider-Preis 2023 erhalten. Dieser wird jährlich von der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) als Nachwuchspreis für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten zur Gehölzkunde vergeben und ist mit 4.000 Euro dotiert. Mylo hat seine Arbeit in der Plant Biomechanics Group des Botanischen Gartens der Universität Freiburg verfasst. In seiner Arbeit hat er untersucht, wie Pflanzen Schäden vermeiden, abschwächen oder kontrollieren. Auf der Grundlage seiner Ergebnisse können künftig bioinspirierte Materialsysteme entstehen, die deutlich langlebiger als herkömmliche Materialien sind.
Als Modellorganismen seiner kumulativen Dissertation mit dem Titel „Damage control in the plant kingdom: a case study on the morphology, anatomy and biomechanics of the European mistletoe (Viscum album) and selected cacti species” dienten Mylo die Europäische Mistel (Viscum album) und zwei Arten der Opuntien-Kakteen (Opuntia ficus-indica, Cylindropuntia bigelovii). Mylo zeigte anhand von morphologischen, anatomischen und biomechanischen Analysen, wie sich die halbparasitäre Mistel in ihrem Wirtsbaum verankert. Die Mistel bildet eine Vielzahl von keilförmigen Strukturen, sogenannte Senker, die in den Wirtsbaum einwachsen. Dabei bilden die Zellen, die entlang der Mistel-Wirt-Grenzfläche verlaufen, zwischen dem unverholzten Mistelgewebe und dem verholzten Wirtsgewebe einen graduellen Übergang hinsichtlich Zellwanddicke und Verholzungsgrad. Diese Verankerung ermöglicht eine schadensresistente und langlebige Verbindung.
Mylo untersuchte zudem, aus welchen Geweben die Verbindungsstellen der Opuntien-Äste aufgebaut sind und wie sie unter Zugbelastung reagieren. So wirft der Teddybärkaktus (C. bigelovii) bei geringer mechanischer Belastung seine Äste ab. Diese Ableger bilden Wurzeln und wachsen zu neuen Pflanzen heran. Der Feigenkaktus (O. ficus-indica) hingegen verstärkt die Verbindungsstellen bereits in frühen Wachstumsstadien durch zusätzliches Gewebe, was eine baumartige Wuchsform ermöglicht. Zur Analyse der Kakteen setzte Mylo morphometrische Vermessungen, bildgebende Verfahren (Magnetresonanztomographie, MRT) und lichtmikroskopische Aufnahmen sowie Zugversuche ein. Die Arbeit Mylos wurde von Prof. Dr. Thomas Speck, Direktor des Botanischen Gartens der Universität Freiburg, Plant Biomechanics Group und Mitglied im Sprecherteam des Exzellenzclusters livMatS, und Dr. Olga Speck, Plant Biomechanics Group und Principal Investigator im Exzellenzcluster livMatS, betreut.