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"Technische Fakultät uncovered" mit Hans Zappe

livMatS-Wissenschaftler Hans Zappe gibt in einem Interview Einblicke in seine Arbeit

Sep 19, 2023

Die Reihe „Technische Fakultät uncovered“ stellt jede Woche eine Professorin oder einen Professor der Technischen Fakultät der Universität Freiburg vor. Die Professor*innen gewähren Einblicke in ihre Tätigkeit als Wissenschaftler*innen und Lehrpersonen und verraten dabei sogar das eine oder andere Geheimnis über sich. Diesmal: Hans Zappe, Professor am Institut für Mikrosystemtechnik und Inhaber der Professur für Mikrooptik.

Herr Zappe, was verbinden Sie mit Mikrosystemtechnik?

Hans Zappe: Als Apollo 11 im Jahr 1969 zum Mond flog, hatte der gesamte Computer der Raumkapsel 12.300 Transistoren und drei Gyroskope, jeweils so groß wie ein Tennisball. Heute hat Ihr Smartphone etwa 12 Milliarden Transistoren und Mikrogyroskope, die kleiner sind als ein Reiskorn. Außerdem hat es ultra-miniaturisierte Augen (die Mikrokameras), Ohren (die Mikrofone), Münder (die Mikro-Lautsprecher), Haut (den Mikro-Fingerabdrucksensor) – und das Beste ist, dass Sie das Ganze in Ihre Hosentasche stecken können. Was hat dies alles möglich gemacht? Die Mikrosystemtechnik natürlich: Schneller, besser und viel kleiner!

Was ist Ihr Hauptforschungsgebiet und warum begeistert es Sie?

Optik und Photonik, die Technik der Photonen: Es ist unglaublich, was wir mit Licht alles machen können, und es wird noch spannender, wenn wir kleiner werden! Laser von der Größe eines Salzkorns, winzige Kameras, die in den Körper hineinsehen können, Fasern von der Größe eines Haares, die Terabytes an Daten pro Sekunde übertragen... selbst ich finde das manchmal verblüffend.

Was lernen die Studierenden bei Ihnen und welche Aspekte sind Ihnen besonders wichtig?

Meine Studierenden denken, dass sie Elektronik und Photonik lernen, aber in Wirklichkeit lernen sie, wie ein Ingenieur bzw. eine Ingenieurin zu denken, zu atmen und zu träumen. Wenn man erst einmal anfängt, wie ein Ingenieur oder in eine Ingenieurin zu denken, sieht die ganze Welt anders aus, und ich möchte, dass meine Studierenden dieses allgegenwärtige technische Denken lernen.

Welchen Rat würden Sie Studierenden zu Beginn ihres Studiums geben?

Ich will nicht lügen, Ingenieurwesen ist anspruchsvoll. Also beißen Sie in den sauren Apfel und lernen Sie von Anfang an die Grundlagen: die Mathematik, die Physik, die Chemie, einfach alles. Denn mit diesen wichtigen Werkzeugen im Gepäck werden Sie mit jeder neuen Fähigkeit, die Sie sich später aneignen, feststellen, dass Technik wirklich spannend ist.

Wie sind die Berufsaussichten für Absolvent*innen?

Es heißt, Politiker und Politiker*innen mögen die Welt regieren, aber es sind die Ingenieure und Ingenieurinnen, die die Welt zum Laufen bringen. Die Welt braucht vielleicht nicht mehr Politiker*innen, aber sie braucht definitiv mehr Ingenieur*innen.

Was ist Ihr Motto für Lehre und Forschung?

Finden Sie die Herausforderungen, die für die Menschheit relevant sind, und gehen Sie diese an. Denn wenn ein Ingenieur oder eine Ingenieurin nicht versucht, etwas Unmögliches zu tun, ist er oder sie wahrscheinlich gelangweilt.

Was gefällt Ihnen an der Technischen Fakultät am besten?

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass es an Orten, an denen Ingenieur*innen zusammenarbeiten, dieses Summen, diese energiegeladene Stimmung, diese konstante Welle im Raum-Zeit-Kontinuum gibt, die daraus resultiert, dass wirklich kluge Leute versuchen, gemeinsam wirklich unglaubliche Dinge zu tun? Ist Ihnen das nicht aufgefallen? Dann waren Sie noch nie an der Technischen Fakultät.

Was sollten Studierende Ihrer Meinung nach über Sie wissen?

Es gibt diese weit verbreitete Vorstellung, dass Ingenieur*innen super nerdige, sozial unfähige, emotional unbeholfene Außenseiter mit den Kommunikationsfähigkeiten eines Lötkolbens und einer Begabung für zwischenmenschliche Interaktionen auf dem Niveau eines Schimpansen sind, die Graswerkzeuge nutzen, um Ameisen aus einem Ameisenhaufen zu locken. Ich bin genau so ;-) Eigentlich sind Menschen von Natur aus Ingenieur*innen. Mein größtes Vergnügen ist es, wenn ich meiner fünfjährigen Tochter dabei zusehe, wie sie die Herausforderungen in ihrer Welt mit detaillierten Analysen und kreativen technischen Lösungen angeht. Sie muss nur mehr an ihrer Mathematik arbeiten...